Eine halbe Ewigkeit - Ildikó von Kürthy

Vorweg – ich hatte noch nichts von Ildikó von Kürthy gelesen und war skeptisch, als mir das Buch in die Hand gedrückt wurde. Sehr skeptisch. Aber was soll ich sagen? Ich habe „Eine halbe Ewigkeit“ entgegen meiner Erwartungen ziemlich gerne gemocht, hab laut gekichert und sogar ein bisschen geweint, sei es vor Lachen oder aus rührseliger Sentimentalität. Cora Hübsch, Protagonistin aus „Mondscheintarif“, ist mittlerweile 54 Jahre alt und buchstäblich am Ende. Ihre Ehe ist in die Jahre gekommen, die drei Kinder sind quasi aus dem Haus und der Altpapiercontainer ist voll. Da kann man schon mal zusammenbrechen und genau das tut sie auch. Doch es naht Rettung in Form eines sabbernden Hundes und einer Seele von Mensch namens Wanda hintendran, die Cora direkt in ihre Küche verfrachtet, wo diese nun sitzt, überrumpelt und trunken vor Glück über diese liebenswerten Wesen, die wie ein kleines Wunder in ihr Leben gepoltert sind, als sie sie am dringendsten brauchte.

Das Buch hat einen fiesen Nerv bei mit getroffen, sind es doch genau die auf mich zurollenden Themen, die die Autorin hier berührt. Cora ist 15 Jahre älter als ich, aber unsere Lebensrealitäten ähneln sich sehr. Drei Kinder auf der Schwelle zum Erwachsenenalter, eine langjährige Ehe, die tiefe Verwurzelung mit einem Ort. Alltag und Beständigkeit bis in die letzte Pore. Und ja, manchmal spüre ich es auch, dieses leichte Ziehen im Bauch bei dem Gedanken an die bevorstehende Leere der Wohnung, die Stille wo vorher Trubel war. Eine Zweisamkeit, die neu erlernt werden möchte.

Von Kürthys Roman ist leichtfüßig, ohne platt zu sein. Die Figuren sind mit viel Herz und Humor gezeichnet, bisweilen ein kleines bisschen drüber, aber das ist gar nicht weiter schlimm. Erdal würde ich gerne vom Fleck weg adoptieren, welch ein herrlicher Mensch einfach. Viele Lebensmodelle finden hier ihren Platz, ohne bewertet zu werden, und auch wenn ich Cora im Verlauf der Geschichte nicht immer begeistert folgen konnte, habe ich das Buch mit großer Befriedigung zugeschlagen. Eine herzerwärmende Feier der Freundschaft, der (Wahl-)Familie und eine große Hommage an die Beständigkeit.

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