Gidget - Frederick Kohner

Oh, liebe Gidget, du bist einfach der Knaller! Sehr lange habe ich nicht mehr eine solch unbändige Freude an einer Romanfigur gehabt, wie an diesem 15jährigen Mädchen, das alle Regeln, allen gebotenen Anstand über Bord wirft und das Meer, diesen wilden Lebensraum der Jungs, hemmungslos für sich erobert. Franzie, wie Gidget eigentlich heißt, ist frech und schlau und nie um einen Spruch verlegen, auch wenn die Wahrheit in ihrem Interesse manches mal ein wenig zurechtgebogen werden muss.

Ein Sommer Mitte der 1950er Jahre, Hitze, heranrollende Wellen, heiße Miezen - die Strände Malibus gehören der Surfer-Crew rund um den legendären Kahoona, jungen Männern, die das Leben genießen und nicht an Morgen denken wollen. Und mittendrin: Gidget. 1,50 m klein, 43 kg leicht, ein Knirps, ein „Girl midget“, Mädchenzwerg - Gidget halt. Dieser Spitzname ist ihr Eintritt in die Welt der Männer, der Surfer, ein einziges Abenteuer. Und Gidget schöpft es mit vollen Händen aus, wie im Rausch erlebt sie die erste wunderbar verrückte Liebe, doch vor allem ist sie dem Surfen mit Haut und Haaren verfallen.

Meinen allergrößten Respekt für diesen damals 50jährigen Frederick Kohner, der mit einer augescheinlichen Leichtigkeit das Lebensgefühl dieses jungen Mädchens skizziert, die Selbstermächtigung seiner Tochter Kathy so lustig und zärtlich eingefangen hat, dass ich direkt nochmal jung sein möchte. Sehr berührend fand ich auch Volker Weidermanns Nachwort für diesen neu aufgelegten amerikanischen Klassiker. Ich habe das Buch gestern ganz selig und glücklich, mit einem Lächeln auf den Lippen zugeklappt; nichts anderes wünsche ich mir von einer Sommerlektüre. Lest es, schenkt es euren jugendlichen Töchtern, das hier ist Coming of Age vom Feinsten!

Aus dem amerikanischen Englisch von Hanna Hesse.

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So weit der Fluss uns trägt - Shelley Read

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