3000 Yen fürs Glück - Hika Harada

Was fängst du mit 3000 Yen, umgerechnet etwa 23€, an? Mit dieser Frage bringt die Matriarchin Kotoko ihre Enkelin mächtig zum Nachdenken, denn die Antwort sagt viel über einen Menschen aus, so absurd es im ersten Moment klingt. Bisher hat die junge Miho sich um Geld wenig Gedanken machen müssen, doch die unerwarteten Schulden ihres Verlobten Shohei bringen die bisherige Sicherheit ins Wanken. Ihre Schwester Maho dagegen spart jeden Cent für die Ausbildung der kleinen Tochter und ist damit auch nicht wirklich glücklich. Die Mutter der beiden, Tomoko, ist ihr Leben lang Hausfrau gewesen und spürt nun, nach einer Operation, wie starr und festgefahren die Rollen in ihrer Ehe sind, wie sehr sie sich eine Veränderung wünscht. Vier Frauen, sie alle leben in Tokio, sie alle wünschen sich nur eines, sorgenfrei bis ins hohe Alter leben zu können. Doch das ist gar nicht so einfach. Was bewegt die Frauen, was treibt sie an und um, worin unterscheiden sich ihre Gedanken, ihre Sorgen? Welche Möglichkeiten bieten sich ihnen auf dem Arbeitsmarkt und welchen Einfluss haben die Eigenarten der jeweiligen Generation auf deren Leben, ihr Verhältnis zu Geld? 

Zugegeben, ich war etwas in Sorge, nachdem ich einige weniger begeisterte Stimmen zu diesem Buch gelesen habe. Und wurde dann positiv überrascht, denn ich habe die Geschichte über vier Frauen unterschiedlichster Generationen in Japan ziemlich gerne gelesen. Romantische Liebe ist bei uns heute das absolute Nonplusultra als Grundlage für die Ehe, andere Faktoren werden gerne komplett ausgeblendet, alleine der Gedanke daran kritisch beäugt. Doch Geld ist wichtig, über Finanzen zu sprechen ist wichtig, gemeinsame Ziele vor einer Ehe abzuklären ist wichtig. Umso spannender fand ich den Einblick in diese in mancher Hinsicht doch sehr andere Welt, geprägt von deutlicheren Hierarchien und einem respektvollen Umgang mit älteren Menschen, deren Erfahrungen und Ratschlägen. Der Schreibstil ist recht nüchtern, weshalb die Geschichte mich emotional vielleicht nicht ganz so tief erreichen konnte; nichtsdestotrotz ein eingängiger Roman über höchst aktuelle Themen, den ich gerne gelesen habe.

Aus dem Japanischen von Cheyenne Dreißigacker.

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